Landtagsabgeordnete der SPD stellen Konzept der Gemeinschaftsschule in Bayern vor
Die Schule soll im Dorf bleiben. Das ist ein Ziel der SPD-Landtagsfraktion, die sich für das pädagogische Konzept einer Gemeinschaftsschule stark macht. „Wir wollen aber keine ideologischem Grabenkämpfe. Uns geht es nur um das Kind“, betonte bildungspolitischer Sprecher Martin Güll am Donnerstag im Gasthaus „Drei Lilien“ bei einem Bildungsdialog mit seinen Kolleginnen Annette Karl und Margit Wild.
Abgeordnete Anette Karl erläuterte nach Begrüßung der zahlreichen Pädagogen und Kommunalpolitiker das Modell der Gemeinschaftsschule. Dabei gehe es auch um die Frage, wie das hohe Bildungsniveau in Bayern gehalten werden könne angesichts der Tatsache, dass immer mehr Schulen geschlossen werden. „Auch Kinder stehen an der Grenze der Belastbarkeit.“
Keine siebte Klasse
Gemeinsam mit dem Bürgermeister der Stadt Pressath, Konrad Merkl, und Lehrer a. D. Konrad Merk aus Altenstadt/WN arbeitete Karl Fragen der Bildungspolitik in der Region heraus.
So schilderte beispielsweise Merk als erschreckende Entwicklung, dass es in seiner Heimatgemeinde keine siebte Klasse mehr gebe. Das Problem des Bevölkerungsrückgangs, damit der Schülerzahlen, kennt auch Bürgermeister Merkl in seiner Kommune. Das Schreckgespenst, dass Kinder 45 Kilometer bis zur nächsten Schule fahren müssen, sah er nicht mehr weit entfernt. Also müssten neue Wege beschritten werden. Die Gemeinschaftsschule sahen alle drei Diskussionsteilnehmer als die Zukunft.
Martin Güll, Vorsitzender des Ausschusses für Bildung, Jugend und Sport im Landtag, ging näher auf das Konzept der SPD ein. Grundsätzlich sollten Gemeinschaftsschulen zusätzlich zu den bestehenden Schularten und nur dort, wo es gewünscht wird, eingeführt werden. Die SPD-Vorstellungen sollten also nur ein zusätzliches Angebot darstellen.
Keine Einsortierung von Kindern in Schubladen nach der Grundschule, kein krank machender Leistungsdruck und ein Ende des Schulsterbens sind die Eckpfeiler. So sollen in der Gemeinschaftsschule zunächst Schüler von der fünften bis zur zehnten Klasse unterrichtet werden. Diese Schulform setze auf längeres gemeinsames Lernen und sei damit eine Schule für alle Kinder. Um den Übertrittsdruck in der Grundschule abzumildern, werde auf ein Übertrittszeugnis verzichtet und somit ein Zugang für Kinder mit ihren unterschiedlichen Stärken und Schwächen geschaffen. „Wir wollen aber keine Kuschelschule.“
Weiter solle auch die Grundschule in das pädagogische Konzept eingebunden und ein eigenes Oberstufenzentrum mit Abitur angeschlossen werden. „Grundlage der Gemeinschaftschule ist der Qualitätsstandard der bayerischen Schulformen, Basis des gemeinsamen Lernens die Lehrpläne der Mittel- und Realschule sowie des Gymnasiums und die von der Kultusministerkonferenz festgelegten Bildungsstandards.
Anspruchsvolle Ziele
Die anspruchsvollen Ziele könnten nur mit einer Neuausrichtung der Pädagogik und der Lehrerrolle erreicht werden. So müssten die Schüler von einem eher passiv ausgerichteten Frontalunterricht in eine aktive selbstgesteuerte Lernform gebracht werden. Die Lehrer würden von der dominanten Lehrerpersönlichkeit zum Lernbegleiter umgeschult. Güll verhehlte nicht die enorme Herausforderung dieser Umstellung. „Wir müssen aber einen anderen Weg anbieten und gestalten.“
In zwei „Dialoginseln“ diskutierten anschließend die Landtagsabgeordneten mit den Besuchern. Darin ging es um Tagesabläufe, Klassenverbände, Unterrichtsgestaltung Förderschulen und vieles mehr. Güll machte in seinem Resumee klar, dass diese vielen Fragen Zug um Zug gelöst werden müssten. „Wir sind auf der Suche nach dem, was nicht in unserem System stimmt.“ Als Marschrichtung gab der Politiker vor: „Wofür ist die Gemeinschaftsschule nützlich, wem kann sie dienen? Wo liegen die Vorteile? Eine Diskussion lohnt sich.“
weitere Informationen: www.gemeinschaftsschule-bayern.de
Bericht aus Der Neue Tag, Foto: BayernSPD